Systemisches Coaching - denn die Lösung lauert überall

Vom Coaching zum systemischen Coaching

Mittlerweile hat sich der Begriff Coaching zu einem Modewort entwickelt. Es gibt alle möglichen Coaches: Präsentationscoach, Autocoach, Fitnesscoach, Hundecoach, Gartencoach, usw. Somit wird der Begriff Coaching inflationär und verliert an Aussagekraft:

  • Wir betreuen nicht, sondern wir coachen
  • Wir trainieren nicht, sondern wir coachen
  • Wir lehren nicht, sondern wir coachen
  • Wir unterhalten uns nicht, sondern wir coachen

Der Begriff Coaching kommt ursprünglich von Kutsche (engl. Coach). Der Kutscher hat die Aufgabe, die Pferde sicher ans Ziel zu bringen. Damit erhalten wir einen Hinweis über die Bedeutung des Begriffes Coaching.

Coaching im klassischen Sinne ist eine ganz besondere Gesprächsform. Nicht jedes Gespräch ist Coaching.
Im systemischen Coaching wird über den Tellerrand des Gesprächspartners gesehen.

Systemisches Coaching bezieht das soziale System des Kunden mit ein. Im systemischen Coaching gehen wir davon aus, dass es überall Lösungsansätze geben kann.

Was Sie noch in diesem Artikel erfahren:

  1. Was systemisches Coaching bedeutet
  2. Die Geschichte von Franz
  3. Wie sieht es in Ihrem System aus?

Was bedeutet systemisches Coaching?

Im systemischen Coaching richten wir den Blick nicht auf einen einzelnen Menschen. Wir versuchen weit über den Tellerrand zu sehen und beziehen das gesamte soziale System dieses Menschen mit ein.

Ich möchte das anhand eines einfachen Beispiels verdeutlichen:

Ein Herr, nennen wir ihn Herrn Weber, kommt in das systemische Coaching und beklagt sich über zu viel Zeitdruck und Stress. Als (nicht systemischer) Coach könnte ich nun Übungen und Strategien anbieten, um Herrn Weber Tools zur Stressbewältigung in die Hand zu geben. Als systemischer Coach versuche ich über den Tellerrand zu sehen und berücksichtige folgende Punkte:

  1. Persönliches Umfeld: Welche Personen spielen in Bezug auf das Thema von Herrn Weber eine wichtige Rolle? (Kollegen, Vorgesetzte, Mitarbeiter, Familienmitglieder, …)
  2. Subjektive Deutungen: Vielleicht kann Herr Weber nicht delegieren, oder denkt von sich aus, dass er alles selber machen muss?
  3. Soziale Regeln: Gibt es offene oder geheime soziale Regeln die befolgt werden müssen? z.B. Ein Mitarbeiter darf erst nach Hause gehen, wenn alle Akten abgearbeitet sind.
  4. Wiederkehrende Muster: Fängt Herr Weber immer neue Projekte an, bevor er alte abschließt?
  5. Umwelteinflüsse: Gibt es starre Hierarchien, welche die Arbeit erschweren oder sind aufwendige Protokolle zu führen?
  6. Persönliche Entwicklung: Handelt es sich hierbei um ein neues Problem von Herrn Weber oder um eine wiederkehrende bekannte Problematik?

Als systemischer Coach versuche ich eine Lösung für den Kunden unter Berücksichtigung aller Punkte zu finden. In allen diesen Punkten kann ein Teil der Lösung stecken. Wie das aussehen kann, erfahren Sie in folgender Geschichte:

Gerold Walter

Auf den Punkt gebracht .

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Alle sind schuld, nur nicht Franz!

Egal wo, Franz wurde gemobbt. Privat hatte Franz fast keine Kontakte, beruflich konnte er das nicht vermeiden. Er war nicht in der Lage zu sehen, weshalb er gemobbt wurde. Das soziale System von Franz war auch für ihn und seine Art empfänglich. Das brachte auch Vorteile: Beide (Franz und das soziale System von Franz) brauchten sich nicht ändern. Es hatte auch seinen Preis. Beide (Franz und das System) litten. Die Bereitschaft zur Reflexion war bei Franz nicht sehr ausgeprägt.

Franz wechselte seinen Arbeitgeber. Das ging mehrere Monate gut. Dann fing die Geschichte von vorne an. Er wurde wieder gemobbt. Franz wechselte ein weiteres Mal seinen Arbeitgeber. Die Geschichte wiederholte sich. Er wurde wieder von der Gruppe abgelehnt.

Nach mehrmaligen leidvollen Erfahrungen war Franz bereit, eine Selbsterfahrungsgruppe zu besuchen. Die Mitglieder dieser Gruppe waren nicht bereit, Franz zu mobben. Sie stiegen auf seine „Spielart“ nicht ein. Jetzt lag es an Franz sich zu ändern. Das System war nicht bereit die alte Geschichte von Franz zu wiederholen.

Was hat sich geändert?
Hat das System Franz geändert?
Hat Franz das System Franz geändert?

Natürlich können wir keine anderen Menschen verändern, aber wir können versuchen, unser System zu verstehen und darin unseren Platz einnehmen. Möglichst bewusst!

Wie bewusst ist Ihnen Ihr System?

Kennen Sie Ihr System? Wenn Sie Ihr System kennen fallen Sie nicht mehr auf jeden "Schmäh" hinein. Sie können Ihre persönlichen Schwachpunkte besser kompensieren und Ihr System mehr für sich nutzen. Wenn Ihnen die Zusammenhänge Ihres Systems bewusst sind, wird es für Sie einfacher. Stellen Sie sich vor, Sie gehen in die Arbeit und es ist Ihnen vollkommen klar, warum Ihre Mitarbeiter und Kollegen genau auf diese Art und Weise handeln, wie sie es immer tun! Und stellen Sie sich vor, Sie haben einen Schlüssel in der Hand, mit dem Sie Ihre Mitarbeiter auf sanfte Art und Weise so führen, wie diese es erwarten. Es ist Ihr System und wenn Sie es entwirren, bringt es Klarheit in Ihr Leben. Sie wissen nicht wie? Dazu gibt es zahlreiche Methoden. Eine davon ist diese: Zeichnen Sie Ihr System einmal auf. Malen Sie stellvertretend für einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin einen Kreis und schreiben Sie daneben den Namen und die Funktion hin. Ziehen Sie anschließend Verbindungslinien. Vergessen Sie bitte nicht auf Ihren Kreis: am besten Sie beginnen diese Übung damit. Seien Sie kreativ und experimentieren Sie. Alleine durch diesen Prozess wird vieles in Ihrem System klarer.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, sich die weiter oben angeführten Punkte über systemisches Coaching zu beantworten.

Diese und viele weitere Techniken sind Schwerpunkte im systemischen Coaching.

Gerold Walter
Gerold Walter
Author

Mein Name ist Gerold Walter. Ich bin leidenschaftlicher Coach und begleite Menschen zu mehr persönlicher Freiheit. Als langjährige Führungskraft pflegte ich immer einen "Coaching Like" Führungsstil.

Menschen, den für ihre Entwicklung notwendigen Raum zu geben, ist eine meiner herausragenden Stärken.

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